Stadtkirche Bayreuth
Stadtkirche Bayreuth, 2005
Bayreuth heute hinlänglich bekannt durch die alljährlichen Richard-Wagner-Festspiele, galt schon im vorletzten Jahrhundert als eines der kulturellen Zentren Europas. "Ehedem mussten Dichter und Künstler nach Neapel, Florenz oder Ferrara wallfahrten, jetzt ist ihr Ziel Bayreuth", äußerte sich schon Voltaire begeistert über Bayreuth.

Der Aufstieg Bayreuths begann, als Markgraf Christian vor 400 Jahren Bayreuth zu seiner neuen Residenzstadt wählte. Besonders hervorzuheben ist auch das Schaffen der Marktgräfin Wilhelmine, die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen. Sie bereicherte Bayreuth, neben vielen anderen, um das Neue Schloss mit Hofgarten und die Parkanlage Eremitage mit Sommerschloss. Ihr Lieblingsprojekt, das Markgräfliche Opernhaus, wurde 1748 fertig. Es gilt heute als eines der schönsten barocken Theater von Europa und ist das einzig original erhaltene nördlich der Alpen.

Das Markgräfliche Opernhaus zog auch Richard Wagner an, der ein neues Festspielhaus für seine imposanten Werke suchte. Ihm schwebte allerdings Größeres vor - der Orchestergraben fasste nicht die große Zahl der Musiker, die beispielsweise für den Ring der Nibelungen benötigt werden. Die Stadt Bayreuth wollte ihn aber nicht missen und überließ ihn für sein Vorhaben ein geeignetes Grundstück. So legte Richard Wagner 1872 auf dem grünen Hügel den Grundstein zu seinem Festspielhaus, welches heute noch mit seiner unvergleichlichen Akustik Menschen aus der ganzen Welt bei den Richard-Wagner-Festspielen begeistert.

Zunftschild der Fleischhacker, 1828
Siegel der Fleischhacker, 1714
Siegelabdruck der Fleischhacker

Eine Stadt wird aber nicht nur durch musisch kulturelles oder höfisches Treiben getragen, sondern auch von einfachen Leuten, Bauern und Handwerkern. Hierzu zählen auch meine Ahnen aus Bayreuth - Castner, Dollhopf, Dost, Drechsel, Dörfler, Gernlein, Hagen, Hoffmann, Hopfenmüller, Hübner, Kegler, Knopf, Knörr, Müller, Pezold, Popp, Poßecker, Reuschel, Schirmer, Schneider, Schreck, Sengenberger, Weigel, Wittmann - die vorwiegend aus Bauern- und Handwerkerfamilien stammen. Die Berufe der Handwerker waren Büttnermeister, Glasermeister, Metzgermeister und (Hof-)Zimmermeister. Unter meinen Vorfahren waren aber auch Gasthofbesitzer und Bauern aus der näheren Umgebung vertreten. Einzelne Familienzweige lassen sich dabei durch die Steuerregister, bzw. Haus- und Höfelisten bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen.

Wie war der Zeitgeist in denen meine Vorfahren lebten, welche Lebensumstände betrafen ihre Stände und Zünfte aber auch, welche Sichtweisen hatten damals Außenstehende? Lassen Sie mich hierzu einige Aussagen aus einem Bayreuther-Reiseführer aus der Zeit um 1765 zitieren.1)

"Das Gasthaus Thiem-Hopfenmüller, das der großen Apotheke Zum Greifen (oder auch Mohrenapotheke) benachbart ist, gehört zu den ganz wohlfeilen Herbergen der Stadt. Zwar können die Gäste sehr billig wohnen und essen, müssen jedoch auch gewisse Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen, an die Reisende niedrigen Standes aber zumeist gewöhnt sind."

Manchmal waren es Bäckermeister, Braumeister oder Metzgermeister, die Besitzer von Gasthöfen waren, um so ihre Waren besser an den Mann zu bringen. Ebenso mein Vorfahr Andreas Christian Hopfenmüller, der Fleischhackermeister und gleichzeitig Gastgeber Zum Schwarzen Ross war.

Zunftfahne der Fleischhacker, 1701
Zunftfahne der Fleischhacker, 1701
Zunftfahne der Metzger, 1654
Zunftfahne der Metzger, 1654

Schon früher gab es am Mittwoch und Samstag in Bayreuth Wochenmärkte, wobei die Metzger ihre Buden am Neptunbrunnen aufstellten. "In großen Kesseln werden Fleisch und Würste gesotten und auf dem Rost Würste gebraten, welche die Bayreuther und das Landvolk besonders schätzen. Im Sommer sind hier Tische mit langen Bänken aufgestellt. Und zuweilen belieben sogar Markgraf Friedrich Höchstselbst, zusammen mit Beamten des Hofes und der Kanzlei und mit Damen von Stand hier zu sitzen und zu speisen."

Doch oftmals wurde die Metzgerzunft schlecht angesehen oder zumindest mit Argwohn betrachtet. "An die Außenseite der Stadtmauer schließt sich neben dem Mühlentürlein das geschlossene Geviert der Fleischbänke an. Aus Gründen der Hygiene wurde sie 1728, gegen den erbitterten Widerstand der Metzgerzunft und auf massiven Druck des Markgrafen Georg Friedrich Carl vom Marktplatz hierher verlegt. Hier verkaufen die Metzger im Sommer ab fünf, im Winter ab sechs Uhr früh ihre Ware. Der Verkauf in ihren eigenen Häusern ist ihnen verboten, damit sie sich nicht den vorgeschriebenen Kontrollen entziehen können. Denn leider geben gerade die Metzger immer wieder Grund zu Beanstandungen - sei es, dass sie den Kunden schlechtes Fleisch aufnötigen oder falsche Gewichte verwenden."

Weiterführende externe Links:
- Das offizielle Portal der Stadt Bayreuth
- Etwas zur Stadtgründung unter historisches Franken
- Info über Bayreuth bei Wikipedia
- Das Haus Wahnfried
- Das virtuelle Kirchenbuch
Quellen:
1) Cicerone oder der Wahrhaftiger Führer durch die Hochfürstlich Brandenburg-Culmbachische Haupt- und Residenzstadt Bayreuth, Stadt Bayreuth, 1988
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