Tawe, Südseite der Dorfmitte
Tawe, an der Mündung der Tawelle gelegen, bestand vor noch nicht allzu langer Zeit
aus 74 reetgedeckten Holzhäusern (Ortsplan 39 KB)
in denen ca. 800 Einwohner lebten.1)
Seit 1947 ist das Dorf verlassen und
heute findet sich kaum noch eine Spur. Schilf und
Gesträuch haben sich das Gebiet zurückerobert, was sich die Menschen vorher in
Jahrhunderten aus der Wildnis schufen.
Tawe, Reste von Bootsstegen, 2008
Menschen verirren sich mittlerweile nur noch selten hierher und lediglich ab und zu findet
sich ein Angler ein, der das stille und abgeschiedene Jagdrevier schätz. Es ist nur mit
einem kleinen Boot zu erreichen und sein idyllischer Angelplatz im Ufergebüsch ist kaum
zu erkennen und stört die Beschaulichkeit und Ruhe wenig. Ansonsten sieht es fast
schon wieder so aus wie vor 1000 Jahren und es lässt sich wage erahnen was Alexander von
Humboldt bei seiner ersten Südamerika-Expedition empfand oder die ersten Siedler in diesem
Gebiet gefühlt haben müssen.
Bereits 1927 schrieb Leo Guttmann über einen merkwürdigen Fund, wo unter einer
Bodenwelle Waffen und andere Geräte aus der jüngsten Steinzeit gefunden
wurden.2) Etwa 1000 n. Chr. strömten
germanische Völker (Jüten, Goten, Wikinger bzw. Waräger) über die Ostsee und blieben in den Gebieten,
um sich mit der Urbevölkerung zu vermischen. Sie fanden auf dem Festland die Schalauer ein Pruzzenstamm
und westlich auf der Nehrung die Kuren vor, die beide zu den baltischen Völkern gehörten. Dieses Volks-
und Stammesgemisch bildete nun eine gute Grundlage für eine hart zupackende Gemeinschaft, die dieses
Land benötigte.
Tawe, Dorfende mit Windrad
Allerdings war es in Tawe nie leicht sein Brot zu verdienen, was zum Teil an der
schlechten Anbindung des Dorfes lag. Keine Straßen und hochwassergefährdete Fußwege ließen nur das Haff
und die Tawelle sowie später einzelne Kanäle als sichere Verkehrswege zu. Erst 1934 wurde eine
hochwasserfeste Straße nach Kastaunen gebaut.
Die Bewohner ernährten sich vom Fischfang, Vieh und Geflügel. Später auch vom Gemüseanbau,
vorwiegend Zwiebeln und Gurken, die in dem fruchtbaren Moorboden prächtig gediehen. Überschüsse
wurden bis nach Seckenburg und Tilsit verkauft und fanden dort dankbare Abnehmer.
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