Das ostpreußische Fischerdorf Gilge (Ortsplan 40 KB) wurde erstmalig 1411 in Urkunden3) erwähnt. Die 'offizielle' Gründung, durch die Verleihung des Krugrechts, erfolgte 1497. Begründet in der steigenden wirtschaftlichen Bedeutung von Gilge, der Bevölkerungszunahme, dabei aber eine relativ schlechte geistliche Betreuung der gläubigen Menschen, wurde Gilge im Jahre 1684 ein eigenständiges Kirchenspiel zugesprochen. Hierzu gehörten auch Nemonien, Marienbruch, Juwendt, Heidendorf, Kupstienen und Laukwargen. Vorher musste der jeweilige Geistliche aus Labiau, für den Gottesdienst in Gilge, alle 6 Wochen die beschwerliche Reise auf sich nehmen. Diese ging über das oft unruhige Haff, denn den Großen Friedrichsgraben gab es noch nicht und erforderte somit nicht nur einen gottesfürchtigen, sondern auch einen mutigen Pastor.

Bis ca. 1540 führte Gilge den Namen Gillige, vorher auch Gyllige1), heute gehört Gilge zum Territorium Russlands und wird Matrosovo genannt.

Doch bleiben wir bei Gilge. An der Mündung des gleichnamigen Flusses am Kurischen Haff gelegen, hatte Gilge um 1780

  • eine Kirche,
  • zwei königliche Krüge,
  • vier cölmische Krüge und
  • 109 Feuerstellen,2)

worin auch einige meiner Ahnen lebten. Eine ansehnliche Größe für ein Dorf in dieser Gegend, zum Vergleich Tapiau hatte 124 Feuerstellen. Im Jahr 1939 gab es in Gilge 1.158 Einwohner.1) Die nachfolgenden Bilder stammen etwa aus dieser Zeit und geben einen kleinen Einblick über das dortige Wohnumfeld.

Gilge 7 Gilge 6 Gilge 5
Gilge 4 Gilge 1 Gilge 3

Diese alten Bilder und weitere schöne Fotos von Gilge gibt es im Bildarchiv zur Kunst und Architektur in Deutschland zu sehen. Falls Sie selber alte Fotos von Gilge besitzen und diese hier für die Allgemeinheit veröffentlichen wollen, können Sie sich gerne mit mir in Verbindung setzten.

Das Nordufer von Matrosovo (Gilge)
Blick auf das Nordufer, 2007
Foto: Dres. Steinike

Doch Sie fragen sich sicherlich, wie es heute in diesem Dorf aussieht? Aktuelle Fotos von Matrosovo (ehemals Gilge) sind beispielsweise auf den externen Seiten der Bildagentur und Informationsdienst Ostsicht sowie auf der Homepage der evangelischen Kirchengemeinde Bohnsdorf-Grünau veröffentlicht.

Die Kirchengemeinde Bohnsdorf-Grünau ist seit einigen Jahren die Partnergemeinde von Matrosovo. Neben dem aktuellen Bildmaterial über den Ort und über die Nachbargemeinde Golovkino (ehemals Nemonien) vom Herbst 2007 sind Textinformationen zusammengestellt, die auch das Zusammenleben von Gemeinde und übrigen Ortsansässigen berühren. Die Menschen in Matrosovo interessieren sich für die Vergangenheit ihres Ortes. So soll eine Ausstellung über die Geschichte des Ortes organisiert werden.

Auch Namen können die Geschichte einer Gemeinde ergänzen, deshalb möchte ich hier nicht nur meine Vorfahren aus Gilge anbieten, sondern eine Liste3) aller Familiennamen, die mit Gilge verbunden waren oder besser gesagt, sind.

Ackermann Adomeit Agarius Albat Albrecht Anduschies Anskohl Böhm Böttcher Bücker Baack Baak Bagudeit Balschuweit Baltrus Baltrusch Barkawitz Barkowski Bartke Bastbeck Baumgart Becker Beckmann Bendig Benduleit Besmehn Bickuleit Biller Binskies Blank Blosze Blywell Boywidt Bröseletzke Brauer Broscheit Broszuleit Budwig Buhens Bumsbulies Bundels Buskies Buttkus Butzkies Butzkus Conradt Daudert Dauter Dehn Depkat Detzkeit Dittmann Dombrowski Eckert Egdmann Eisenblätter Engelke Esche Eschermann Eweleit Fabian Feidler Fey Fiedler Fischer Fleischmann Freitag Funk Gaber Gallein Gallin Gedick Geigall Gendrullis Gerau Geudner Glaubitz Goerke Grätsch Grimzus Gronau Gronostay Guttmann Haarbrüker Hasse Hasselhorst Henkelmann Holländer Horch Huuck Jürgensek Jackscht Jakscht Jeschkeit Jodexnis Jodjahn Jorde Josat Jucknies Junknies Jurgel Kairies Kareit Kasper Keireit Kentreit Kerweit Keupe Kirschner Kissuth Kitzel Kiwillus Kledtke Klein Kletke Knorbeta Knorbien Knorbies Koch Kokscht Kollwig Konrad Konradt Kröger Krateit Kratteit Kraunus Kreuder Krichan Krieger Kruschinski Kruse Kryschan Kubeit Kuhlmann Kuhn Kuhnke Kuhr Kukulies Kurscheid Kurscheit Lötz Lagies Lappöhn Lascheit Lemke Lepkartzki Lepkojus Listander Loetz Lohleit Loreit Luhleit Lunschin Lyck Lydal Müller Mallunat Manzau Markeleit Marquardt Maszurimm May Mayhöfer Mertins Mey Meyhöfer Moritz Moseschus Mussel Naggiens Naggies Narmeisch Naujok Naujoks Neleimis Norkeit Norweisch Nurkeit Pätsch Paas Patzker Petat Petrick Petrowitz Pieper Pittelkow Pleinies Pohl Prange Praragenings Preuß Preuss Pugellies Pugglies Radtke Ramke Rapillus Rappellus Rappillus Ratteit Reese Reinhold Reiss Renner Resigkeit Rogait Rogeit Ross Rudat Runge Samsel Schött Schütt Schütz Schachmeyer Schack Schenk Schickschneit Schiweck Schlaber Schlatter Schmeckt Schmickt Schmidt Schneidereit Schnickschneid Schnickschneit Schröder Schulz Schwandt Schwarz Schwellnuss Schwidgeit Schwirblies Seefuß Seidenberg Semiteit Seredszus Siebert Siegel Simmuteit Singel Skibbe Skilbe Solies Sommer Soredschus Spitzkowski Sprunk Stannull Stanscheit Stanschus Steinmann Stephan Sudan Sudau Sudert Suhrau Swirblies Szydell Tanzkur Tautkus Tetrick Trampenau Trumm Tuttlies Uhlemann Urbigkeit Urbscheit Volkmann Voss Wallschus Walter Waschkawitz Wasserberg Weber Wegner Weinell Weisner Wenghöfer Weynell Wilkeit Windeit Windemann Windheit Wingerning Witkowski Wittke Zimmer Zimmermann Zirpins Zscheischler Zwillus

Quellen:

1) Geographisches Ortsregister Ostpreußen, Lange, 2000
2) Topografie des Königlichen Preussen, Goldbeck, 1785
3) Gilge ein Fischerdorf am Kurischen Haff in Ostpreußen, Benkmann, 1995

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